THONET S 32/S 64

ein Stück Geschichte aus der Bauhaus-Ära

Als einer der Ersten experimentierte der junge, deutsch-jüdische Gestalter und Bauhausarchitekt Marcel Breuer bereits Mitte der 1920er Jahre mit Stahlrohren. Für einen Prototypen hatte er ebendieses Material bei der Fahrradfabrik Adler angefragt. Diese erteilte ihm jedoch eine Absage. Die Firma zeigte sich befremdet von der „verrückten Idee“ und dem Umstand, dass ein Inneneinrichter von seinem neuen Adler-Fahrrad zu solch revolutionärer Tat inspiriert wurde. Die Firma THONET erkannte früh das Potential des beeindruckenden Werkstoffs und sicherte sich über die Kontakte zum Dessauer Bauhaus die Rechte an den besten Entwürfen von Avantgardisten wie Ludwig Mies van der Rohe, Mart Stam oder Le Corbusier – und Marcel Breuer. 1928 wurde ein Vertrag zwischen letzterem und THONET über ein eigenes Stahlrohrprogramm geschlossen. Ein Jahr später erwarb besagte Firma Breuers Unternehmen „Standard Möbel“ und brachte eine umfassende Stahlrohrkollektion auf den Markt. In diesen Jahren entstanden zahlreiche Entwürfe des jungen Architekten, so u.a. die Freischwinger B 32 und B 64 – heute unter dem Namen Thonet S 32/S 64 bekannt – sowie der doppelt freischwingende Clubsessel S 35, mit dem das Unternehmen im Jahre 1930 auf dem internationalen Pariser „ Salon des Artistes Décorateurs“ für großes Aufsehen sorgte.

 

In der Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit setzte sich das Stahlrohr schließlich zunehmend als Material für Möbel durch – man konnte es biegen, es war elastisch und fest zugleich. Die enorme Robustheit des Materials, dessen  handwerklich erstklassige Verarbeitung und das minimalistische Design der Entwürfe machen diese Stahlrohr-Klassiker aus der Bauhaus-Ära zu extrem langlebigen Begleitern, die auch noch kommende Generationen begeistern werden.

Seit Ihrer Entstehung werden die Originalentwürfe der großen Designerikonen Breuer, Stam und Mies van der Rohe bei THONET in Frankenberg produziert.

Marcel Breuer

Der im ungarischen Pécs geborene Architekt und Designer entstammte einer deutsch-jüdischen Familie. Nach einem abgebrochenem Kunststudium studierte er von 1920 bis 1924 am Staatlichen Bauhaus Weimar. Nach dem Standortwechsel von Weimar nach Dessau übernahm er vor Ort die Leitung der Tischlereiwerkstatt im Zeitraum von 1925 bis 1928. Geprägt vom Konstruktivismus und De Stijl entwickelte er einige wegweisende Möbelentwürfe aus Stahlrohr.

1928 ging Marcel Breuer nach Berlin, wo er vorwiegend als Innenarchitekt tätig war. Ab 1931 unternahm er eine Reihe von Reisen, bevor er von 1932 an in der Schweiz an mehreren Entwürfen für Aluminiummöbel arbeitete. Nach einem Umzug in die Hauptstadt Großbritanniens aus dem Jahr 1935 war er vorwiegend als Architekt tätig. 1937 erhielt er eine Professur für Architektur an der Harvard Universität in Cambridge und eröffnete dort später gemeinsam mit Walter Gropius ein Architekturbüro. Nachdem 1946 die Gründung eines eigenen Studios in New York City erfolgt war, realisierte er von dort aus zahlreiche Entwürfe in Europa und in den USA.

Am 1. Juli 1981 starb Marcel Breuer in New York, zählt jedoch nach wie vor zu den bedeutendsten Gestaltern und Architekten der Moderne.

 

Die Modelle S 32/S 64 

Bei der Gestaltung verwendete Breuer neben Stahlrohr die für THONET typischen Materialien Bugholz und Rohrgeflecht. Zusätzlich stellt die gebogene Form der Gestelle einen Bezug zu den klassischen Bugholzmöbeln her. Mit dem Entwurf gelang es dem Designer, das THONET-Erbe auf sehr raffinierte Weise aufzugreifen und es mit der neuen Stahlrohrwelt zu verbinden. Er erschuf hiermit eine echte Designikone. Der Thonet S 32/S 64 ist bis in die Gegenwart einer der erfolgreichsten Freischwinger überhaupt und nach wie vor im Programm der Firma THONET. Prinzipiell sind beide Stühle konzept- und baugleich. Lediglich hinsichtlich der Armlehnen lässt sich eine Unterscheidung treffen. So lässt der S 32 solche vermissen, während sein artverwandtes Gegenüber welche vorzuweisen hat.

Eine Auswahl der beiden Klassikermodelle finden Sie in unserer Ausstellung. Kommen Sie also vorbei und erleben Sie ein Stückchen Bauhausatmosphäre.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Ihr Team von Wohnen und Design.